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Beitrag vom 14.03.2005
Aktuelles Magazin von pro familia zum Thema Armut
Christiane Sanaa
Auf der Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo wurden sexuelle und reproduktive Rechte zu Menschenrechten deklariert. Pro familia untersuchte jetzt deren Realisierung im Umfeld von Armut.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Verwirklichung von sexuellen und reproduktiven Rechten und Armut? Welchen Einfluß hat Verarmung und der Sozialabbau in Deutschland auf diese Rechte?
Diesen Fragen widmet sich pro familia in seinem aktuellen Magazin 1/2005. Die Redaktion beleuchtet Armut aus der Perspektive der Familienplanung und jahrzehntelanger Erfahrung in der Beratung von Frauen, Männern und Kindern unter folgenden Schwerpunkten:
Armut und Entwicklung: Das von der UNO festgelegte Entwicklungsziel bis 2015 extreme Armut zu beseitigen kann laut Steven W. Sinding, Generaldirektor der internationalen Dachorganisation der pro familia, IPPF, nicht erreicht werden, solange die sexuellen und reproduktiven Rechte nicht universell garantiert werden. "Armut führt zu schlechter sexueller und reproduktiver Gesundheit und schlechte sexuelle reproduktive Gesundheit und Rechte führen zu Armut." Ein einfacher aber folgenschwerer Kreislauf, der seiner Meinung nach nur durchbrochen werden kann, wenn sexuelle und reproduktive Dienstleistungen in das MDG-Programm (Millenium Developement Goals) aufgenommen werden.
Familienarmut: Die VertreterInnen des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtverbandes heben den eklatanten Zusammenhang von Kinderreichtum und Familienarmut hervor und stellen aktuelle Forderungen an die Politik zur Bekämpfung von Armut. So müsse z.B. die Sozialhilfe und das Arbeitslosengeld II und vor allem der Kinderzuschlag für Langzeitarbeitslose erhöht werden, um zuverlässig vor Armut und Ausgrenzung zu schützen.
(Weitere Informationen dazu unter www.paritaet.org)
Frauenarmut: Basierend auf den Zahlen des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung belegt Dr. Gisela Notz, Vorsitzende des pro familia-Bundesverbands, dass die Behauptung "Armut ist weiblich" meistens leider zutreffend ist:
Frauen verdienen im Durchschnitt 30 Prozent weniger als Männer.90 Prozent aller Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten sind Frauen. 70 Prozent aller sozialversicherungsfrei Beschäftigten sind Frauen, sie erhalten auch geringere Lohnersatzleistungen und kleinere Renten. Die Altersrenten von Frauen liegen um mindestens die Hälfte niedriger als die von Männern. Die Armutsquote von Alleinerziehenden liegt etwa dreimal so hoch wie für die Gesamtbevölkerung. (Quelle: IG-Metall - Frauenarmut)Kinderarmut: Armut heute ist Kinderarmut. In den Großstädten lebt schon jedes fünfte bis sechste Kind unter sieben Jahren von Sozialhilfe. Mittlerweile sind 6,1% der unter 18-Jährigen von Sozialhilfe betroffen. 464.000 Kinder mit Sozialhilfebezug lebten 1995 in Haushalten von allein erziehenden Frauen. 46,2% aller von Sozialhilfe betroffenen Kinder waren jünger als sieben Jahre.
(Quelle: Statistisches Bundesamt 1997).
Erzwungener Verzicht im Bereich der Konsumgüter ebenso wie für zusätzliche Freizeit- und Bildungsangebote, Isolierung, Scham und viele andere individuelle Folgen treten ein, über die häufig hinweggegangen wird. Kinder aus armen Familien besuchen seltener oder erst viel später den Kindergarten. 30% werden nicht regulär eingeschult.
(Quelle: Deutscher Familienverband)Margherita Zander, Professorin für Sozialpolitik, untersucht die Folgen von Armut für Kinder und deren Entwicklung. Dazu hat sie mit zwei KollegInnen Kinder aus sozial schwachen Familien und deren Angehörige befragt.
Beratung und Armut: Welche Auswirkungen hat die Sparpolitik auf die Beratungsmöglichkeiten von sozialen Organisationen? Zahlreiche Einrichtungen mußten ihre Angebote runter fahren, Stellen wurden gestrichen, für vormals kostenlose Angebote und Informationsmaterialien werden jetzt Gebühren erhoben. Dazu berichten sieben Beratungsstellen von pro familia über ihre Erfahrungen und ihre Angebote für sozial benachteiligte Menschen.
Aids und Armut: Gerade die Einsparungen im Gesundheitsbereich haben die Eigenbeteiligung an den Gesundheitskosten enorm erhöht. Dies spüren vor allem chronisch Kranke zu den auch Aids-Patienten gehören. Die Zuzahlungen zu den zahlreichen Medikamenten, die HIV-Patienten benötigen, werden durch Freibeträgen für Sozialhilfe- und Arbeitslosengeldempfänger nur unzureichend aufgefangen, so dass sie durch diese Aufwendungen unter das Minimum rutschen. Achim Weber, Referent für Pflege und Versorgung der Deutschen Aids-Hilfe, stell die Ergebnisse seiner Untersuchung zu diesem Thema vor.
Das pro familia magazin 1/2005 ist ab sofort beim pro familia-Bundesverband erhältlich, Tel.: 069 / 63 90 02, E-Mail: magazin@profamilia.de.
Weitere Schwerpunktthemen in 2005: 2/2005: Reproduktionsmedizin: Ethik, Recht, Beratung, 3/2005: Institutionelle Beratung, 4/2005: Lebensweisen
Das pro familia magazin erscheint viermal im Jahr, umfasst 36 Seiten und ist im Abonnement oder als Einzelheft beim pro familia Bundesverband erhältlich. Ein Jahresabonnement kostet 19,50 Euro (Ausland 21.50 Euro) inkl. Versandkosten und MwSt., das Einzelheft kostet 5,10 Euro.
Wer ist pro familia? Pro familia existiert seit 1952 und wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziell gefördert. Ziel ist es die Interessen der Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion oder Alter auf dem Gebiet der sexuellen und reproduktiven Rechte zu unterstützen. Schwerpunkte der Aktivitäten sind Sexualpädagogik, Familienplanungs-, Sexual- und Schwangerschaftsberatung und die Förderung und Unterstützung benachteiligter Gruppen in der Bevölkerung. Der Verband gehört heute national wie europaweit zu den bedeutendsten nichtstaatlichen Dienstleistern und unterhält 170 Beratungsstellen in Deutschland. Weitere Informationen erhalten Sie unter
www.profamilia.deZur Kairo Konferenz informiert Sie das
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.(Quelle: Regine Wlassitschau, pro familia)